Lettisches Centrum Münster e.V.

   

Lettland: Bundespräsident Joachim Gauck besuchte das Abschlusskonzert des XXV. Liederfestes
09.07.2013


Berzins und Gauck auf dem LiederfestZwei Wochen lang war Riga Welthauptstadt der Sangeskunst. Jeden Tag hatten die Rigenser und ihre Gäste die Qual der Wahl zwischen hochkarätigen Konzerten und weiteren musikalischen Veranstaltungen, an denen sich Chöre, Orchester und Tanzgruppen beteiligten. Hallen und Kirchen verwandelten sich allabendlich in Musiksäle. Überall sah man Menschen in traditioneller Tracht wandeln. Viele Orte waren festlich mit Flaggen und Laub geschmückt. Das Finale dieses musikalischen Großereignisses war das Abschlusskonzert vom 7.7.13, das selbstverständlich live im Fernsehen mehr als sechs Stunden lang übertragen wurde. Bundespräsident Joachim Gauck nahm während seines Staatsbesuchs an diesem Höhepunkt des lettischen Kulturlebens teil.

Joachim Gauck und Andris B?rzi?š mischten sich in die Menge auf dem XXV. Liederfest Lettlands, Foto: presidents.lv

 

Joachim Gauck: „Musikalität gehört zum Lebensgefühl Ihres wunderschönen Landes“

In Reih und Glied geordnet und im Rhythmus experimenteller Musik betraten die Sängerinnen und Sänger die Tribüne in Rigas Waldviertel Mežaparks. Sie trugen historische Kostüme, die Frauen Kränze aus Wiesenblumen, Ährengebinde oder traditionelle Hauben. 415 Chöre mit 15400 Mitgliedern standen schließlich auf den weißen Rängen mehr als 40.000 Zuhörern und Zuschauern gegenüber, unter ihnen Gäste aus aller Welt. 1200 Blasmusiker begleiteten die Sangeskunst und 700 Tänzer schoben sich zwischen Tribüne und Publikum, um zu den Klängen einer Folkgruppe symmetrische Reigen darzubieten. In Lettland ist das Wort „Volksmusik“ weder etwas Museales noch Ü-60-Pop. Jung und Alt beteiligen sich aktiv oder zumindest als Zuhörer am wichtigsten lettischen Musikereignis. So kommen neue Lieder hinzu, die ähnlich modern wie  Popmusik klingen. Zu ihnen gehört die Vertonung des Rainis-Gedichts Saule, P?rkons, Daugava (Sonne, Donner, Daugava), das zur heimlichen Nationalhymne geworden ist und auf Wunsch des Publikums wiederholt wurde. Auch Bundespräsident Joachim Gauck nahm am Abschlusskonzert teil. Am nächsten Mittag lud ihn sein lettischer Amtskollege Andris B?rzi?š im Schloss Dikli zum Essen. Bei dieser Gelegenheit wies Gauck auf die historische Bedeutung des Gesangs in Lettland hin: „Wer, wie ich, vor bald einem Vierteljahrhundert, nicht nur im eigenen Land gesehen hat, wie der Kommunismus und sein unterdrückerisches System zusammenbrachen, weil Menschen mit ihrer Menschenwürde und Bürger mit ihren Bürgerrechten ernst machen wollten und ernst machten, der erinnert sich mit Freude und tiefer innerer Bewegung auch an den `Baltischen Weg` und an die `Singende Revolution`. Das war ein so vielversprechender, träumerischer Anfang, an den ich gerade gestern beim Sängerfest stark erinnert wurde. Gehört doch diese Musikalität zum kulturellen Lebensgefühl und also auch zur politischen Wirklichkeit Ihres wunderschönen Landes.“

Liederfest bei Nacht

Die Veranstaltung dauerte bis tief in die Nacht, Foto: presidents.lv

 

Andris B?rzi?š: Hoffnung auf höhere Wertschöpfung mit den Deutschen

Für Gauck stand in der mittleren Baltenrepublik noch weiteres auf dem Programm: Dazu gehörte der Besuch bei Andris B?rzi?š im Schwarzhäupterhaus, ein Gang durch das Okkupationsmuseum, ein Gespräch mit Ministerpräsident Valdis Dombrovskis und weiteren politischen Vertretern, Kranzniederlegung am Nationaldenkmal und die Unterschrift unter einer Absichtserklärung in einer Grundschule in Valmiera. Diese betrifft die deutsche duale Berufsausbildung, die international von manchen als Hoffnung für die erwerbslose Jugend Europas betrachtet wird. Auch die Letten interessieren sich für dieses Modell, das die Privatwirtschaft in die praktische Ausbildung einbezieht. Gauck äußerte sich auch zur Wirtschaftspolitik. Politische Beobachter wird es nicht überraschen, dass er die Austeritätspolitik der liberalkonservativen lettischen Regierung guthieß: „Ihre Regierung hat bewiesen, wie es gelingt, auch in schwierigen Zeiten treu und fest zu den europäischen Verpflichtungen zu stehen. Das gibt ganz Europa ein wichtiges Signal. Und so ist es für alle Europäer ermutigend, dass Lettland zu Jahresbeginn 2014 den Euro einführen wird. Ich beglückwünsche Sie und alle Lettinnen und Letten zu diesem Erfolg.“ Sein Gastgeber Andris B?rzi?š hofft, dass Deutsche zum wirtschaftlichen Erfolg seines Landes beitragen: „Lettland setzt seine aktive Arbeit an den strukturellen Reformen fort, um eine nachhaltige Ökonomie zu stärken, eine auf Produktion und Exporte basierende Volkswirtschaft. Deshalb empfinde ich wahre Freude, dass gemäß der Resultate der von der Deutsch-Baltischen Handelskammer durchgeführten Umfrage Deutschlands Unternehmen auch in diesem Jahr planen, ihre Investitionen in Lettland zu vergrößern und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Ihre begleitende Delegation hochrangiger Unternehmer bekundet das Interesse, die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu intensivieren. Ich fordere zur Gemeinsamkeit auf, damit sich diese weiter entwickele, insbesondere in Branchen mit hoher Wertschöpfung.“

 

Externe Linkhinweise:

ltv.lv: Abschlusskonzert (Video)

bundespraesident.de: Staatsbesuch der Republik Lettland

president.lv: Valsts prezidenta Andra B?rzi?a uzruna ofici?laj?s pusdien?s par godu V?cijas prezidentam Joahimam Gaukam un Danielai Š?tas kundzei Dik?os




 
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