Lettisches Centrum Münster e.V.

   

Historische Fragmente zum Tabakgenuss
18.12.2006


smokingindianDer Streit um den Tabakgenuss ist fast so alt wie seine Entdeckung in Amerika im Jahre 1496. Der Spanische Mönch Romano Pane, den Columbus bei seiner zweiten Rückreise aus Amerika in St. Domingo zurückließ, gab im Jahre 1496 Nachricht von der sonderbaren Gewohnheit der Insulaner, den Tabak, welchen sie Cohoba, Cohobba und Yoli nannten, aus einer Art von Tabakspfeife zu rauchen. Der Name Tabak stammt indes von den so genannten Tabacos. Dies waren lange Pfeifen, die wiederum den mexikanischen Indianern als Rauchhilfe für ihren Rauchtabak Petum dienten. Diese Pfeife soll sowohl für die mexikanische Provinz Tabasco als auch die Insel Tabago (später Tobago) als Namensgeber Pate gestanden haben, gleichwohl es hierzu auch andere Versionen gibt.
Engländer kultivierten das Rauchen in Europa
Für den europäischen Siegeszug des Tabak Genusses sind wohl in erster Linie die Engländer verantwortlich, die Ende des 16. Jahrhunderts die Tabakpflanze in ihren nordamerikanischen Kolonien Virginia und Maryland kultivierten. Daraufhin entstanden zunächst auf dem englischen Mutterland eigens Tabakhäuser in denen ganz legal gepafft wurde. Doch der Tabakgenuss geriet auch in England unter König Jakob, dem Ersten wieder in Verruf. The King was not amused. König Jakob war ein ausgesprochener Tabakhasser und ließ im Jahre 1619 das Buch „Misocapnos- Feind des Tabakrauchens“ in seinem Namen veröffentlichen. Dort forderte er seine Bürger eindringlich auf:  „Wenn noch ein Scham in Euch ist, so gebt jenen heillosen Gebrauch auf, Tabak zu rauchen, wodurch der Zorn Gottes gereizt, die Gesundheit des Körpers vernichtet, und das Hauswesen zerrüttet wird.”  Es war wohl zu spät, denn trotz Androhung hoher Geldbußen und kurzeitigen Anbaubeschränkungen in Virginia konnten die Engländer und etwas später die Festlandeuropäer die Finger nicht mehr von der Pfeife oder dem Schnupftabak lassen. Entsprechend wuchs der Handel mit der Tabakpflanze in den Folgejahren.

Bis in das siebzehnte Jahrhundert hinein, war in Mitteleuropa das Rauchen - außer bei den Soldaten- völlig verpönt. So berichten Chronisten aus jener Zeit, wie Väter ihre rauchenden Söhne züchtigten oder gar enterbten. Auch soll das Mitbringen oder der Besitz von Tabak mancherorts zum Todesurteil geführt haben. „Es sei ein verborgenes schlaues Strategem des Satans, eine neue Unmäßigkeit aufzubringen, um die besten Köpfe, welche ihm schaden könnten, auf diese Art abzustumpfen, und also durch den Missbrauch des Tabaks auszurichten, was er durch Bier und Wein nicht ausrichten könne. So pflege es der alte Betrieger zu machen, dass er gerade die heilsamsten Arzneyen zum Missbrauche lenke, so Professor Tapp zu Helmstädt in seiner Abhandlung „de Tabaco, ejusque abusu hodierno“ aus dem Jahre 1653.

Erst ab dem 18. Jahrhundert wurde das Rauchen überall salonfähig und der Tabak ein Exportschlager an dem sich manch ein Händler eine goldene Nase verdiente. Gerade bei den Frauen galt das Rauchen als schick. Neben England taten sich auch Spanien und Holland im Tabakhandel hervor. Bis zum amerikanischen Unabhängigkeitskrieg sollen die Engländer jährlich 150.000 Fässer Tabak nach Europa eingeführt haben, ein Drittel davon ging dann weiter nach Holland, die den Tabak in den deutschsprachigen Raum exportierten. In Russland und somit zu dieser Zeit auch in Lief- und Kurland hat hauptsächlich die Kaiserin Katharina die Zweite zur Verbreitung des Tabaks beigetragen, indem sie im Jahre 1762 nicht nur das Tabakmonopol aufhob, sondern auch Prämien für den Anbau auslobte.

-JvR-



 
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