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Ignalina vereint Osteuropa
18.12.2006


Polen will sich zu einem Viertel am baltischen Kernkraftwerk-Joint Venture Ignalina in Litauen  beteiligen. Der polnische Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski bestätigte dies am 8. Dezember nach Gesprächen mit seinem litauischen Amtskollegen Gediminas Kirkilas sowie Vertretern Lettlands und Estlands. Durch Polens Einstieg emanzipiert sich der Osten der EU energiepolitisch nicht nur von Russland, das Projekt führt zudem den deutschen Ausstieg aus der Kernenergie ad absurdum. Was hilft eine AKW freie Zone zwischen Flensburg und Garmisch, wenn die Nachbarstaaten an der Kernenergie festhalten und sie sogar ausbauen?
 
Ignalina
 
Anlässlich der Debatte um die strittige Ostsee-Pipline hatte Polens Kaczynski in diesem Frühjahr für Furore gesorgt, als er Berlin damit drohte, ein polnisches Atomkraftwerk an der Grenze zu Deutschland zu errichten. Von diesen Plänen, die man selbst in Polen als PR-Aktion eingestuft hatte, scheint die national-konservative Regierung in Warschau jetzt endgültig abgerückt zu sein. Polen benötigt - wie seine baltischen Nachbarn - brauchbare Alternativen, um den Energiebedarf  ohne russisches Gas decken zu können.  

Die Furcht vor einer zu großen Energieabhängigkeit spornte bereits die drei baltischen Staaten an, gemeinsam ein neues Atomkraftwerk in Ignalina an der lettischen Grenze aus dem Boden zu stampfen. Eigentlich sollte das baltische Atomkraftwerk im Jahre 2015 an das Netz gehen. Kaczynski geht dies jetzt anscheinend nicht schnell genug und wünscht sich einen rascheren Bau des Kraftwerkes, noch vor dem bisher anvisierten Termin. Litauens Ministerpräsident Kirkilas zeigte sich bezüglich der polnischen Eiligkeit ein wenig skeptisch. Man habe zwar kein Problem mit einer polnischen Beteiligung,  wenn Polen sich jedoch beteiligen möchte, müsste Ignalina einen zusätzlichen Reaktor bekommen, gab Kirkilas zu bedenken. Bisher war nur ein Reaktorblock mit einer Leistung von 800 Megawatt geplant. Nun soll ein zweiter Reaktor hinzukommen, was zu einer Nennleistung von 1600 Megawatt führen würde.

Laut Baltic Times erwartet der Vorstandsvorsitzende Rymantas Juozaitis vom litauischen Energie Unternehmen, Lietuvos Energija, dass der polnische Energiekonzern Polskie Sieci Elektroenergetyczne (PSE) innerhalb der nächste Woche konkrete Pläne zur Beteiligung mache. Neben den Energiekonzernen der drei baltischen Staaten sind für den zweiten Reaktor zudem die schwedische E-ON Tochter E-ON Nordic, der französische Areva-Konzern sowie die staatliche tschechische Energieversorger CEZ als Investoren im Gespräch. Die Gesamtkosten von Ignalina sollen sich auf bis zu 4 Milliarden belaufen.

Mit Ignalina will man die alten Reaktoren Ignalina 1 und 2 ersetzen. Diese Reaktoren vom Typ RBMK sind baugleich mit dem Unglücksreaktor von Tschernobyl und entsprechen nicht mehr den westlichen Sicherheitsstandards. Litauen hatte der EU zugesagt, die alten  Ignalina 1 und 2 Reaktoren, die annähernd zu 80 Prozent des Energiebedarfes des Landes gedeckt hatten, bis zum Jahre 2009 vollständig vom Netz zu nehmen. Der Reaktor Ignalina 1 ist bereits abgeschaltet.

Was ist wahrscheinlicher, dass sich Deutschland irrt oder der Rest der Welt? Diese Frage stellte der Journalist Hans-Hermann Tiedje der Grünen Vorsitzenden, Claudia Roth in der N24 Sendung „Links-Rechts“. Dort ging es explizit um den Fusionsreaktor in Frankreich an dem sich - bis auf Deutschland- alle führenden Industrie Nationen der Welt beteiligen. Die Antwort kennt noch niemand, man ahnte aber die Lösung. Sicher ist aber wohl, dass die damalige rot-grüne Schröder Regierung mit der Ostsee Pipeline die osteuropäischen EU Länder in dem Bestreben vereinte, ein leistungsfähiges Atomkraftwerk zu bauen.
-JvR-



 
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