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Riga: Ausstellung zu Ludolfs Liberts als Bühnenbildner
02.04.2022


Üppige Kulissen des Art Deco

Liberts` Bühnenbild: Aida 1927, Foto: LNMM.

Ludolfs Liberts` in impressionistischen, in kräftigen Farben gemalte Bilder über Venedig, Rom, Paris, New York und andere Stadtansichten sind in Lettland sehr populär. Die Ausstellung “Ludolfs Liberts: Der Theaterkönig des Art Deco”, die noch bis zum 30. Dezember 2022 im Romans-Suta-und-Aleksandra-Belcova-Museum zu besichtigen sein wird, zeigt eine andere Seite. Liberts war vor allem ein international anerkannter Bühnenbildner. Ein Lette, in einer Handwerkerfamilie in der Nähe von Cesis am 3. April 1895 geboren, dem es 1911 gelang, Student der Kaiserlichen Stroganow-Kunst- und Technikschule in Moskau zu werden, aus der später die avantgardistisch orientierte staatliche Kunsthochschule hervorging. Liberts setzte sein Studium an der Kunstschule von Kasan fort, der tartarischen Metropole, die sich mehr als 700 Kilometer östlich von Moskau befindet. An der Kasaner Oper arbeitete er vor dem Ersten Weltkrieg schon als Dekorateur.


Wie für andere lettische Maler seiner Generation bedeutete die Aneignung von Kunstfertigkeiten ein beständiges Reisen, Wandern, Umziehen in die entfernten Regionen des Zarenreichs. Mit seinen Eltern, die mit Bierbrauen auf dem Gutshof ihren Lebensunterhalt verdienten, zog er 1907 nach Tornakalns, einem Rigaer Vorort. Der Expressionist Voldemars Zeltins ermutigte ihn, sich mit der Malerei zu beschäftigen. Liberts kam auf die private Realschule Atis Kenins` in Riga, eine der ersten fortführenden lettischsprachigen Schulen, wo der Kunstpädagoge Julijs Madernieks ihm das Zeichnen beibrachte. Nach seinem Aufenthalt in Kasan ließ er sich zum Offizier ausbilden und kämpfte für die russische Armee, wurde dreimal verwundet, zuletzt 1919 in die Rote Armee eingezogen und geriet bei Warschau in deutsche Gefangenschaft.


Zwei Jahre später kam er nach Riga zurück, arbeitete für die Satire-Zeitschrift “Ho-Ho”, wurde Bühnenbildner, Dekorateur und Regisseur an der Rigaer Nationaloper. In den zwanziger Jahren war in seinen Kulissen noch der romantisierende Einfluss russischer Bühnenkunst zu bemerken. Seine Entwürfe zu Mozarts Oper “Die Entführung aus dem Serail” oder zu Jazeps Medins` “Däumling” gelten als üppig und farbenreich. Später entwickelte er einen schlichteren Stil. Liberts war international als Kulissengestalter gefragt. Er erhielt Aufträge von Bühnen in Kaunas, Vilnius Zagreb und Sofia. Ab 1937 war Liberts Direktor der staatlichen Wertpapierdruck- und Münzprägeanstalt. Dies blieb er auch unter deutscher Besatzung, nur unterbrochen von der sowjetischen Okkupation 1940/41. Außerdem arbeitete er als Dozent der Lettischen Kunstakademie und leitete eine Bildhauerwerkstatt. 1944 flüchtete er vor der Roten Armee zunächst nach Österreich, dann nach Esslingen in Deutschland, wo er im Lager für Displaced Persons Kunstunterricht gab. 1950 emigrierte er nach New York, wo er am Kunstcollege lehrte. Am 11. März 1959 ist er dort gestorben.


Beliebt sind die eindrucksvollen, im impressionistischen Stil gehaltenen Stadtansichten von New York, Paris, Rom und immer wieder Venedig mit seinen Plätzen, Palazzi und Kanälen. Dem US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower schenkte er 1953 ein Gemälde mit einem Motiv aus seiner Heimat: “Rigas Türme”. Liberts hatte auch nationalromantische Züge und beschäftigte sich mit mittelalterlichen Vorfahren der Letten, malte lettische Landschaften mit ihren Wiesen, Feldern und Birkenhainen, porträte u.a. seinen Künstlerkollegen Karlis Zalis.


Die Ausstellung ist der Kulissenkunst des Malers gewidmet. Dazu stellt Kuratorin Nataļja Jevsejeva fest: “Die Zeit des Art Decos, in die Liberts` Karriere im Theater fällt, findet seinen Ausdruck in den ornamentalen Motiven seiner Kostüme und Dekorationen - in Palmenvariationen, in geometrischen Schriften und Zickzacks, Betonung vertikaler Rhythmen, Ströme aus Brunnen rhythmischen Formen gleich. Das alles und die Brillanz kontrastierender, leuchtender Farben, das Gold schuf einen herausragenden Ausdruck.”


Kunsthistorikerin Dace Lemberga beurteilt den Maler so: “Liberts mit seinen üppigen Städtelandschaften Venedigs und anderer westeuropäischer Metropolen darf man als einer der von der Öffentlichkeit verehrtesten Künstler nicht nur zu seiner Lebenszeit, sondern auch in unseren Tagen betrachten. Dennoch zeigte sich sein kräftigstes, stärkstes und kreatives Talent am überzeugendsten in der romantischen, mit Farben gesättigten Malerei der Theaterkulissen, welche nicht nur in den Aufträgen für die Nationaloper, sondern auch für internationale Bühnen und auf internationalen Ausstellungen zur Szenographie beachtet wurden.” (enciklopedija.lv)


Das Romans-Suta-und-Aleksandra-Belcova-Museum in der Elizabetes iela 57a, Wohnung 26 in Riga zeigt die Ausstellung noch bis zum 30. Dezember 2022. Zu sehen sind Werke aus dem Bestand des Nationalmuseums, ergänzt durch Fotos und Kostüme aus anderen Rigaer Museen. Viele Exponate sind restauriert und nach Jahrzehnten erstmals wieder zu sehen. Die Informationen basieren auf einem PR-LNMM-Text.


UB 




 
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